Reverse String Engineering

Traditionelle Darmsaiten und Saiten aus synthetischen Materialien: Der italienische Saitenmacher Mimmo Peruffo ist auf beiden Gebieten gleichermaßen Spezialist. Unter seiner Marke Aquila bietet er Darm- und Nylonsaiten für eine Vielzahl von Instrumenten an. Das Besondere an Aquila: mit einer speziellen Maschine werden die Monofilamente selbst hergestellt, so dass Peruffo nicht auf fertige Nylonschnüre zurückgreifen muss, sondern die Zusammensetzung der Kunststoffe individuell steuern und jederzeit anpassen und optimieren kann.

Zu den jüngsten Entwicklungen Peruffos gehören Kontrabasssaiten, die er nach dem Vorbild alter Darmsaiten entwickelt hat. Als Vorlage dienten ihm inzwischen vom Markt verschwundene Nachkriegs-Darmsaiten der Marken „Kaplan Red-o-ray“ und „Golden Spiral“, also jene Fabrikate, deren Sound wir von Schallplattenaufnahmen mit Scott La Faro, Charlie Haden und vielen anderen legendären Jazzbassisten im Ohr haben. Peruffo besorgte sich noch erhaltene Saiten, vermaß und analysierte sie, und baute sie nach. Wie die historischen Vorbilder bestehen die Aquila-Replika, die Peruffo unter den Namen „Golden Springs“ bzw. „Red Springs“ anbietet, aus einem Darmkern mit Nylonumspinnung. Doch Peruffo beließ es nicht bei diesem Reverse Engeneering, sondern ging noch einen Schritt weiter. Er entwickelte eine zweite Version, bei der er den Darmkern gegen einen Kunststoffkern ersetzte. Klanglich kommt diese Neuentwicklung („Golden Springs Synthetic“) sehr nah an die Replika heran, haben aber den großen Vorteil, stimmstabiler zu sein.

Außerdem konnte er einen Nachteil der originalen D-Saite beheben. Im Vergleich zur G-Saite klingen die D-Saiten nämlich etwas dumpfer. Durch Beimischung von Metallpuder in das Kunststoffgemisch wurde die Zugspannung der „Red Spiral Synthetic“ verstärkt, und ihr Klang dadurch definierter.

Die neuen Aquila-Saiten richten sich an Jazzbassisten, die hauptsächlich Pizzicato spielen. Für Bassisten, die einen Darmsaiten-Ersatz zum Slappen suchen, empfiehlt Peruffo seine „Sugar Slaps“ – monofile (einfache) Saiten aus Bioplastik, denen er bei der Herstellung Zucker (!) beigemischt, um den gewünschten Klang zu erzielen.

Auf Youtube erzählt Mimmo Peruffo über seine Kontrabass-Saiten.

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