Enthüllt: Alte Geigen doch schlechter als neue ;-)

Mit schöner Regelmäßigkeit liest man in populären Magazinen und Zeitungen Artikel über alte Geigen. Meistens geht es in den Geschichten um das gerade wiederentdeckte Lackgeheimnis Stradivaris; bemitleidenswerte Geiger, die ihre Guaneri im Bus liegen lassen, oder international mit Haftbefehl gesuchte, millionenschwere Geigenhändler.

Spiegel Online veröffentlichte heute einen Artikel über einen Blindtest, in dem während des internationalen Geigenwettbewerbs in Indianapolis neue und alte Geigen gegeneinander antraten. Das Ergebnis: ernüchternd. Ähnlich wie bei der Homöopathie muss man dran glauben, damit es wirkt.

Den Blindtest führten die Forscher in einem abgedunkelten Hotelzimmer durch. Die Probanden – größtenteils um professionelle Musiker (ihre eigenen Instrumente hatten einen Wert von 1400 bis 7,7 Millionen Euro) mussten außerdem dunkle Schweißerbrillen tragen; etwas Parfum unter der Kinnstütze verdeckte den Holzgeruch der Instrumente.

Für den Test wurden sechs Geigen bereitgestellt: drei alte italienische Violinen (eine Guarneri del Gesù, zwei Stradivari), und drei neuen Modelle (wenige Tage bis Jahre alt).
Jedes Instrument wurde von mindestens einem Teilnehmer als Favorit gewählt, und bis auf eines landete jedes in den vier Kategorien sowohl vorn als auch hinten. Nur eine der neuen Geigen war überdurchschnittlich beliebt, während die Stradivari eher hinten landete. Ob ihr Favorit eine alte oder neue Geige war, konnten die Musiker offensichtlich nur raten.

Nachtrag: Auch NPR berichtet über den Blindtest; auf der Website des amerikanischen Radiosenders kann man Aufnahmen vom Test anhören und sich selbst testen.

4 opinions on “Enthüllt: Alte Geigen doch schlechter als neue ;-)”

  1. Diese erstaunlichen Ergebnisse wundern mich nicht, denn ich habe in meinem Berufsleben (als Kontrabassist) genau diese Erfahrungen gemacht. In den 70er Jahren suchte ich lange und letztlich vergeblich nach einem edlen, alten Bass, musste aber immer wieder feststellen, dass diese (z.T. “grandiosen” italienischen Bu00e4sse) fu00fcr meinen Gebrauch im Kammerorchester, das permanent in der ganzen Welt umherreiste, von den Tropen bis in die kanadische Winterku00e4lte, vu00f6llig unbrauchbar waren. Erstens waren die vielen Risse dieser Instrumente innen mit so viel Reparatur-Belegen versehen, dass sie um einige Kilo zu schwer waren. Das Wesentliche aber war, dass diese alten Kisten (wenn auch herrlich anzusehen) bei jeder Wetter- und Klima-Schwankung vu00f6llig extrem reagierten und sich ihr Klangverhalten als total unzuverlu00e4ssig zeigte. n Dann lieu00df ich mir von einem (sehr bekannten) Bass-Macher ein Instrument (5-Saiter) nach meinen Vorstellungen bauen. Allerdings hatte das Holz seit fast 40 Jahren gelegen. Auu00dferdem sollte der Bass nur 10 Kg wiegen (anstatt 12 und mehr), denn ich wollte ein Instrument, das jetzt gut klingt und nicht erst in 100 Jahren. n Das Ergebnis war umwerfend ! Der Klang war nicht nur gewaltig grou00df, warm und tragend, der Bass benahm und benimmt sich seit 1981 in jeder Wetter- und Klima-Situation IMMER GLEICHMu00c4SSIG hervorragend und zuverlu00e4ssig, es ist fast nicht zu glauben ! Inzwischen bin ich ein alternder Mann, der kaum noch spielt, deshalb will ich meinen Liebling auch verkaufen, denn es ist wirklich schade, wenn dieser Bass nicht optimal genutzt wird.n nAllerdings ist ein Geigentest im Hotelzimmer eine u00e4uu00dferst fragwu00fcrdige Methode, denn die Tragfu00e4higkeit einer Geige zeigt sich nur in einem gru00f6u00dferen Raum, selbst oder gerade auch dann, wenn der Raum akustisch trocken erscheint. Der angefu00fchrte Test hu00e4tte zumindest in verschiedenen Ru00e4umlichkeiten, also mehrmals, durchgefu00fchrt werden mu00fcssen. Wie geschildert, zeigt er nur auf, dass neue Instrumente den alten durchaus ebenbu00fcrtig SEIN Ku00d6NNEN, aber bestimmt nicht immer sind.nnMit einem Gruu00df von Konrad Neander in Stuttgart

  2. Instrumente testen in einem Hotelzimmer…nZiemlich Quatsch natu00fcrlich. Oder wieviele Konzerte finden in Hotelzimmern statt ? Mir scheint, dass wu00e4re vielleicht ein Artikel fu00fcr Bildzeitung, “wissenschaftlich” ist es jedenfalls nicht.nWie dem auch sei, toller Blog !nnViele Gru00fcssennKorneel Le Compte

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert