Rick Jones †

Während seit den 1980ern die Zahl der Kontrabass-Tonabnehmer kontinuierlich wuchs, blieb es auf dem Gebiet der Kontrabass-Verstärker lange Zeit sehr übersichtlich. Polytone, Gallien-Krueger, oder ein handgefertigter Walter Woods – das war es aber fast schon mit der Auswahl an Kontrabass-geeigneten Amps. Das änderte sich Ende der 1990er schlagartig, als der amerikanische Ingenieur Rick Jones mit einer radikal neuen Idee auf den Markt kam: ein Combo-Verstärker speziell für Kontrabass, dessen Lautsprecher nicht nach vorne, sondern nach unten gerichtet war.

Die Erfahrungsberichte aus den USA waren vielversprechend, und so bestellte ich mir recht bald einen dieser Amps bei Rick Jones, der ihn mir als Einzelstück auf die hiesigen 220 V umbaute. Und so nannte ich bald darauf den ersten Acoustic Image Contra in Europa mein eigen. Auf der Bühne zog die eigentlich unscheinbare schwarze Tonne schnell die Blicke und Ohren auf sich: ein runder Amp? Und der Lautsprecher zeigt nach unten? Das Konzept kam weltweit gut an, der bassig-weiche Klang tat wohl, nachdem man jahrelang mittenbetonte Verstärkerklänge gewohnt war. Aber auch an die omni-direkionale Schallabstrahlung musste ich mich erst gewöhnen. In manchen Räumen funktionierte das fantastisch – in anderen weniger gut. Und bei einem Open-Air-Gig blies der Amp den Klang zwar tapfer in den Rasen, kam aber nicht gegen die schallschluckenden Eigenschaften der Vegetation an …

In den zurückliegenden 20 Jahren hat Rick Jones seine Amps stets weiter entwickelt. Und der Erfolg der AI-Amps ermutigte auch andere Hersteller, die Bedürfnisse von Kontrabassisten beim Design stärker zur berücksichtigen. Von Beginn an hatten die AI-Amps eine piezofreundliche hohe Eingangsimopedanz – dieses wenig augenfällige Merkmal war das eigentlich wichtigste Feature des Amps. Früh kam ein Modell mit zweitem (Mikrofon-)Kanal mit Phantomspeisung hinzu. Die Lautsprecher-Ausrichtung nach unten, ursprünglich das „Markenzeichen“ der AI-Amps, gab Rick Jones aber vor einigen Jahren wieder auf. Der Doubleshot hat zwei „Rücken an Rücken“ montierte Lautsprecher, der aktuelle Upshot schließlich einen nach oben gerichteten Speaker – eine Idee, an der sich Ampeg mit dem „Fountain of sound“ bereits in den 1950er Jahren versuchte.

Vor ein paar Wochen stürzte Rick Jones in der Dusche und erlitt eine Blutung im Gehirn. Nach der Behandlung und einer Operation glaubte seine Familie zunächst, es ginge ihm besser, doch Mitte April wachte er mitten in der Nacht auf, fuhr in die Notaufnahme und brach dort zusammen, wobei er sich erneut den Kopf stieß. Trotz der Bemühungen des Notaufnahme-Teams konnten er nicht wiederbelebt werden und starb.

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