Inkognito mit dem Kontrabass reisen

Geht man mit dem Bass auf Reisen, hat man stets das Problem, dass weder die deutsche Bahn noch die Fluggesellschaften sonderlich gerne mit Musikinstrumenten zu tun haben wollen. Bei so genanntem Sportgepäck – und das kann vom Tennisschläger über Fahrrad und Surfbrett alles mögliche sein – sind die Fluggesellschaften wesentlich entspannter und entgegenkommender, auch was die Gebühren betrifft. Deswegen ist es keine schlechte Idee, an dieser Stelle nicht ganz ehrlich zu sein – und irgendwie ist Bassspielen ja auch eine Art Sport.
Der Trick bewährt sich schon seit Jahren: das Flightcase des Eminence RN geht beispielsweise problemlos als Golfschläger-Koffer durch die Gepäckannahme. Maurice Kühn kommt mit seinem Kontrabass gerade aus Japan zurück und hat gute Erfahrungen mit einem Fahrradkoffer gemacht.

Vor einigen tagen bin ich von einer kleinen japan-tour wieder heimgekehrt. im gepäck hatte ich meinen “removable-neck-reisebass” für den ich längere zeit nach einem passenden case gesucht habe. die meisten solcher bass-boxen die ich gefunden habe waren aber entweder zu schwer, oder hatten keinen platz für eine basshülle, oder waren ganz und gar unerschwinglich… nachdem ein verzweifelter selbstbauversuch gescheitert war kam mein vater auf eine geniale Idee: die firma B&W stellt koffer für den transport von fahrrädern in flugzeugen her. das modell “B&W bike case” ist das größte am markt erhältliche – es fasst 2 Fahrräder, wenn man möchte. oder einen kontrabass mit abnehmbaren hals! vorweg: die 4 flüge haben bass und case ohne schaden überstanden. großer vorteil: das case wurde an jedem flughafen sofort als fahrradkoffer identifiziert. die dinger kennen die da. “davon hatte ich heute schon 5” so die nette frau beim einchecken. auch der ein oder andere radler mit fahrrad im gepäck hat mir kollegenhaft zugenickt 🙂
auf dem hinflug hat man mir netterweise am übergepäckschalter (obwohl ja ein kontrabass drinnen war) den günstigeren pauschalpreis für fahrräder gegeben. auf der rückreise habe ich es drauf ankommen lassen: die schilder habe ich entfernt und einfach immer genickt wenn ich “bike” gehört habe. im zweifelsfall hätte man das “missverständnis” auf die zugegebenermaßen nicht immer so leichte verständigung auf “engrish” mit den japanischen airlinemitarbeitern schieben können… lange rede kurzer sinn: es hat auch dieses mal geklappt.
wobei ich wohl der weltschlechteste lügner bin und mir dabei auch nicht sehr wohl war. ich denke mit etwas charme und überzeugungsarbeit kann man auch mit offenen karten evtl einen günstigeren preis für den bass im fahrradcase erzielen. es ist zwar groß, aber kein vergleich zu dem großen bass-flightcase, mit dem ich mal geflogen bin … aber es fährt nur schnurgeradeaus (mit etwas übung bekommt man aber raus wie man auch um die ecken kommt). mit bass, hülle, polsterung, kabeln und pickups waren es insgesamt 29kg.
Außerdem toll in japan: “jazz-water”. sogar mit Bassschlüssel! kaum zu glauben!

 

Noch ein Trick zum Reisen mit removable neck: der Hals mit Griffbrett macht einen Großteil des Gewichtes eines Basses aus. Wenn man den in einer Tasche verpackt mit in die Kabine nimmt, und nur den Korpus als Übergepäck aufgibt, kann man oft ein paar Euro sparen.

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