Gestern im Jazzkeller …

Um die Weihnachtsfeiertage ist die Jazzkeller-Session trotz Schnee und Eis immer noch besser als ohnehin schon besucht – so gut, dass Jazzkeller-Wirt Eugen gar nicht alle hereinlassen kann und sogar Gäste abwimmeln muss (!). Das ist man als Jazzmusiker ja eigentlich gar nicht gewohnt; man kennt ja durchaus auch Konzertveranstaltungen, die mit 20 zahlenden Gästen schon als gut besucht gelten. Der Nachteil des vollen Hauses ist natürlich der Lärmpegel und das laute Palaver, das damit einhergeht. Aber damit kann ich leben, wenn Leben in der Bude ist.Gestern fiel mir auf, dass einige Musiker einen ziemlichen Aufwand auf sich nehmen, um ein paar Takte mitzuspielen. Seit sieben oder acht Jahren kommt z. B. jeden Mittwoch der aus Japan stammende Pianist Sato von Bensheim an der Bergstraße nach Frankfurt gereist. Das sind rund 70 km, allerdings mit optimaler Autobahnanbindung. Lukas und Julian, zwei enthusiastische junger Musiker, kommen neuerdings aus Limburg (rund 80 km entfernt) herüber. Da sie mit 15 bzw 17 jahren keinen Führerschein und auch keine Mitfahrgelegenheit haben, kommen sie mit der Bahn, was ja eigentlich auch sehr vernünftig ist und hilft, die C02-Bilanz des Jazzkellers nicht noch mehr zu belasten. Allerdings fährt die letzte Bahn nach Hause weit vor Sessionende (das kenne ich von meiner S-Bahn). Aber die Jungs sind kreativ: wenn gerade Schulferien sind, bringen sie Schlafsäcke mit und übernachten hier in Frankfurt in einer Praxis von Freunden auf dem Fußboden, um bis zum Schluss im Jazzkeller bleiben zu können, und nehmen dann eben eine Bahn am Donnerstagmorgen. Wow.Den Rekord in Aufwand-in-Kauf-nehmen hält aber seit gestern ein langjähriger Stammgast, der bis vor Kurzem beim Jazzkeller um die Ecke wohnte, den es inzwischen aber beruflich von Frankfurt nach Düsseldorf verschlagen hat. Wir telefonierten gestern am frühen Abend, wünschten uns ein schönes neues Jahr und sprachen auch vom Jazzkeller. „Aaah, der Jazzkeller! Da hätte ich heute Abend auch Lust drauf!“. Und drei Stunden später saß er am Jazzkeller-Klavier. Das nennt man wohl Leidenschaft.

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