Pimp my Balsereit

balsereitDer Kontrabasstonabnehmer des Kölner Geigenbauers Willi Balsereit, ein in einen Messingkonus eingebetteter Piezo, der in ein speziell dafür gebohrtes konisches Loch im Steg gesteckt wird, ist schon über zehn Jahre auf dem Markt und kann sich inzwischen zu den populäreren Tonabnehmer-„Klassikern“ im Markt zählen. Vor einiger Zeit hat Michael Schäfer die Herstellung des Tonabnehmers im Auftrag übernommen. Mit moderner Industrietechnik konnte eine noch höhere Fertigungspräzision erzielt werden. Michael Schäfer hat es aber dabei nicht belassen, und sich Gedanken um die weitere Optimierung des Tonabnehmers gemacht. Als Inhaber einer Computertechnik-Firma verfügt er über Erfahrung, Know-How und Lieferanten im Bereich miniaturisierter Schaltungen – so gelang es ihm, einen kompletten Vorverstärker in den Tonabnehmer einzubauen – auf einer Fläche von 4 x 6 mm. Die räumliche Nähe zum Sensor ist dabei Konzept: nur so kann das Signal ohne Verluste an den Verstärker übertragen werden, und alles an Klang herausgeholt werden. Denn was gar nicht erst im Amp ankommt, sondern quasi im Kabel „versickert“, kann dort auch nicht mehr verstärkt und reproduziert werden. Nach jahrelanger Entwicklungs-und Tüftelarbeit sind nun neben dem passiven „Standard“ (ohne Elektronik) zwei weitere Typen des Bassbalsereit-Tonabnehmers verfügbar: die einfache aktive Version, sowie eine extrem rauscharme aktive Studio-Version. Interessant für Besitzer eines alten Bassbalsereit-Tonabnehmers: vorhandene Pickups lassen sich gegen Aufpreis upgraden.

Die passive Standard-Ausführung kann an jedem herkömmlichen Verstärker betrieben werden, wobei eine ausreichend hohe Eingangsimpedanz von Vorteil ist. Für die aktive Variante ist eine spezielle DI-Box erhältlich, die die von der Elektronik benötigte Phantomspeisung bereitstellt. Diese DI-Box hat einen Eingang (XLR) für den Bassbalsereit, sowie einen zweiten (asymmetrisch, Klinke) für z.B. E-Bass – praktisch für Bassisten, die wie Michael Schäfer häufig zwischen Kontrabass und E-Bass wechseln müssen. Zwei Ausgänge schaffen Verbindung zum Bassamp (asymmetrisch) und/oder zur PA-Anlage bzw. Aktivbox (symmetrisch). Über die PA-Anlage kann die DI-Box selbst mit Phantomspeisung versorgt werden, ansonsten sorgen zwei 9V-Batterien für Energie. Klang- oder Lautstärkeregler fehlen an der DI-Box, die lediglich einen Mute-Fußtaster aufweist. Die Klangregelung nimmt man beim Bassbalsereit aber typischerweise durch Drehen des Pickups im Stegloch vor, so dass dies kein Manko darstellt.
Die zweite aktive Version ist vollsymmetrisch aufgebaut, und wird als „Studio“-Version angeboten – erkennbar an der etwas größeren XLR-Ausgangsbuchse, in der zusätzliche Miniatur-Elektronik eingebaut wurde. Der vollsymmetrische Aufbau sorgt dabei für extreme Rauscharmut und eine filigranere Tonabbildung – daher der Name „Studio“. Betrieben wird diese Variante an einem symmetrischen Eingang mit Phantomspeisung, also typischerweise einem Mischpult.

Wie klingen die „neuen“ Versionen nun aber? Bei dieser Betrachtung spielt natürlich das Verstärkersystem eine Rolle: der passive Original-Bassbalsereit lässt sich nicht nackt einem einem Mischpult betreiben –  die Studiovariante nicht an einem Bassamp. Das erschwert einen 1:1-Vergleich der drei Varianten, aber letztendlich sind sie ja auch für unterschiedliche Einsatzzwecke optimiert.
Am Bassamp klingt der aktive Bassbalsreit (+ DI-Box) deutlich runder und im Bassbereich kräftiger als die passive Variante. Die Elektronik gelingt es sehr gut, dem Pickup die piezotypische Härte zu nehmen. Aber erst am Mischpult (im Test ein kleines Mackie) trumpft die aktive Version so richtig auf: während die passive Version am Line-Eingang einfach nur jämmerlich und dünn klingt, kommt die aktive Version (direkt in einer der phantombespeisten XLR-Eingänge) rund und über alle Saiten und Lagen ausgewogen daher. Dabei hat der Tonabnehmer erfreulich wenig Eigenklang, geht also vom Charakter in Richtung Mikrofon. An meinem Zadow-Bassverstärker war der Pickup+DI-Box zunächst viel zu laut: ich konnte den Volume-Regler nur wenige Millimeter aufdrehen, der Klang war außerdem zu dröhnend. Man kann die DI-Box allerdings aufschrauben, und mit einem kleinen Schraubendreher eine Anpassung des Outputs vornehmen – die Anleitung dokumentiert das Innenleben des Gerätes recht ausführlich. Dank des internen Trimpotis klingt der aktive Bassbalsereit dann auch am Zadow in einer Lautstärke, die Raum zum Justieren lässt, und obendrein auch trockener und transparenter im Bass. Michael Schäfers Referenzsystem für die Verstärkung des Bassbalsereit ist übrigens ein Powermixer (Yamaha) mit einer JBL-PA-Box. Ähnliches Equipment findet man ja in vielen Clubs vor, und tatsächlich klingt der aktive Bassbalsereit an einer PA oder einer Aktivbox auch am besten.

8 opinions on “Pimp my Balsereit”

  1. Hallo Guido,

    lass Dich nicht verarschen. 80 Euro fürn Kabel ist definitiv zu viel. Das macht vielleicht(!!!) in nem Tonstudio sinn, um das 2500€ teure Mikrofon am 2500€ teuren Preamp anzuschließen aber für nen Piezopickup macht das gar KEINEN Sinn.

    Sommer-Kabel.

    Musste nur gucken, ob Du die Klinkenseite in Mono- oder in Stereoausführung brauchst.

    Grüß,

    Johannes

  2. Hallo,

    mit dem Balsereit-Pickup bin ich sehr zufrieden. Als Vorverstärker habe ich damals (vor etwa 15 Jahren) auch den Vorverstäker von Balsereit gekauft. Da ich bisher nicht mit anderen verglichen habe, kann cih zu diesem nichts sagen.
    Allerdings habe ich nun ein Problem mit meinem Kabel gehabt (Lötstelle). Nichts was man nicht reparieren kann, aber ich bräuchte dringendst ein Ersatzkabel. Da ich nichts billiges verwenden möchte wollte ich einfach mal nachfragen, wo ich ein qualitativ sehr hochwertiges Klinke – XLR (female) herbekomme. Ich meine für das Orginalkabel damals um die 80 DM bezahlt zu haben. Von der Qualität hätte ich gerne was vergleichbares oder besseres. Kann mir da jemand einen Tipp geben?

    Vielen Dank,
    Grüße

  3. Hallo!
    ich spiele seit einem halben jahr in einer klezmer/world-band und benütze für größere auftritte bislang einen normalen piezo. damit bin ich aber sehr unzufrieden, gerade gestrichen klingt es einfach überhaupt nicht gut (spiele sonst nur klassischen bass und bin einfach besseren klang gewöhnt).
    da mein bass vom vorbesitzer noch ein balsereit-loch im steg hat bin ich am überlegen ob ich mir einen solchen zulegen soll?
    aber bei dieser ganzen fachsprache blicke ich nicht mehr durch, reicht es wenn ich mir billigsten balsereit passiv-tonabnehmer kaufe? ich verstärke mich eigentlich bislang nur über einen bassverstärker. oder brauch ich dann dazu noch mehr zubehör? klingt der balsereit wirklich gezupft und gestrichen gut?
    würde mich sehr freuen über eure hilfe.
    danke!
    uli

  4. Der Fishman Pro EQ ist ein vielseitiges Gerät, dass aus vielen Pickups noch ordentlich was herausholen kann. Insbesondere der Phasenumkehrschalter ist eine sinnvolle Ergänzung – die meisten Amps haben sowas ja nicht. Eine Alternative wird vielleicht der neue Preamp von Headway – allerdings ist der noch gar nicht lieferbar. Ich bekomme in Kürze ein Testexemplar und werde hier berichten.

    Wenn Du bereits ein Balsereit-Loch im Steg hast, solltest Du aber auch mal die den Balsereit Aktiv bzw. die Studio-Version ausprobieren. Eine DI-Box o.ä. brauchst Du dann eigentlich nur, um Phantomspeisung zuzuführen, denn der Preamp ist da im Pickup ja schon eingebaut.

  5. Ich habe auch den passiven Balsereit Pick-Up und habe verschiedene D.I. Boxen probiert, war aber nicht vollständig zufrieden.
    Ist der Fishman Preamp DIE Alternative? Da ich auch E-Bass spiele würde ich den FISHMAN PRO-EQ PLATINUM BASS bevorzugen.
    Eine gute Wahl?
    Besten Dank
    Christian Weithaler

  6. Hi Jonas,
    das klingt sehr interessant.
    Ich benutze seit Jahren den Balsereit Pick-Up und bin sehr zufrieden damit.
    Zusammen mit dem Fishman Preamp hab ich in unterschiedlichsten Situationen noch nie Schwierigkeiten gehabt.
    Allerdings würde mich die Aktiv-Variante durchaus interessieren.
    Wo gibt es die?
    Viele Grüsse,
    W.R. Schwarzburger

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