Fragebogen: André Nendza

Welche CD steckt gerade in deiner Stereoanlage?
Habe gerade, nach der Lektüre der hervorragenden Lee-Konitz Biographie, die Szene um Lennie Tristano für mich entdeckt und hier gleich einen Großeinkauf gestartet.
Ansonsten die neuen CDs von Gonzalo Rubalcaba, Steve Lehman, der Band Lühning, Florian Ross „Eight Ball“, eine CD von Scritti Politti mit dem Titel „White bread, black beer“, Claudia Quintet’s neue CD „For“…

Welche(n) Bassisten hörst Du am liebsten?
Alle, die an Musik mitwirken, die mich bewegt.

Welcher Bassist hat Dich am meisten beeinflusst?
Unzählige! Das hängt mit der Antwort zu der Frage zuvor zusammen.
Am Kontrabass war und ist, um einen Konkret zu nennen, Dave Holland ein konstanter Begleiter meines Hörens.
Aber gelernt habe ich eigentlich von allen Meistern des Bassgewerbes.
Und das müssen nicht immer unbedingt die offensichtlich virtuosen Spieler sein.

Welche CD würdest Du mit auf eine einsame Insel nehmen?
Ich habe immer gehofft, diese berühmte Frage nicht beantworten zu müssen, denn ich besitze etwa 2000 CDs.
Also entweder – Random Concept – mit dem Finger durch das Regal und jemand ruft Stop. Oder doch „Kind of Blue“? Besser wäre noch ein Sampler, den ich aus den für mich wichtigsten Einzeltiteln zusammen stelle. Hier würde ich versuchen, eine Doppel-CD beim Reiseleiter durch zu boxen.

Wer ist Dein Lieblingskomponist?
Schwer einzugrenzen. Sehr wichtig waren für mich Don Grolnick, Kenny Wheeler und Weather Report (also Zawinul, Shorter und auch Pastorius)
Aktuell mag ich Dave Douglas’ Kompositionen und auch das Schaffen vieler Kollegen wie Nils Wogram, Florian Ross, Stephan Meinberg und Angelika Niescier wirkt inspirierend.

Was übst Du gerade auf dem Bass?
Ich bereite mich gerade auf mein erstes Solokonzert vor.
Hier habe ich 25 Minuten möglichst sinnvoll zu füllen. So übe ich, möglichst
fließend zwischen eigenen Kompositionen, Miles Davis Zitaten (Das Konzert läuft unter der Überschrift Miles Davis) und spontanen Improvisationen umher zu wandeln.
Darüber hinaus habe ich für mich eine kleine Methode entwickelt, Tonleitern, Akkordbrechungen und Intervalle in stimmige Linien zu verarbeiten. Das will auch geübt werden.

Wie bist Du zum Bassspielen gekommen?
Aus rein körperlichen Gründen. Wir wollten eine Band gründen und ich hatte zu dem Zeitpunkt die größten Hände. Im Nachhinein dennoch eine gute Entscheidung, denn Bass passt ganz gut zu meiner Wesenart, aus dem Hintergrund alles gestalten zu wollen.

Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten Auftritt als Kontrabassist?
Das war mit 17 in einem kammermusikalischen Ensemble meiner Schule. Meine Devise, um nicht völlig unterzugehen, war „immer dicht am Cello bleiben“, welches von einem schönen und talentierten Wesen namens Birte Schuler gespielt wurde. Denn ich hatte zu diesem Zeitpunkt erst einige Monate klassischen Kontrabass-Unterricht und somit nicht mal Seepferdchen.

Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Instrument?
Nach dem Glockenspiel war eine frisierte Bontempi-Orgel Objekt meines (und nur meines) Vergnügens. Der erste Kontrabass war ein Leihbass der Hildener Musikschule.
Glücklicherweise hatte er eine ganz ordentliche Bespielbarkeit, so dass sich schnell kleine Erfolge einstellten. Mein erster eigener Bass, 1988 gekauft, war von Wilfer und den habe ich dann auch bis 2006 gespielt. Schönes Instrument, mit dem ich viel erlebt hatte.

Welches war dein bisher wichtigstes Konzert (oder Plattenaufnahme)?
Im Prinzip ist jedes Konzert, auch oder vielleicht gerade die Schlechten oder nicht so Erfolgreichen wichtig.
Das erste Konzert meiner Gruppe A.tronic in Koblenz fand beispielsweise vor 7 Leuten statt und trotzdem war die Stimmung unbeschreiblich inspirierend.
Andererseits hatten wir mit meinem Quartett letztes Jahr das Vergnügen, Paolo Fresu als Gast dabei zu haben. Hier waren alle Konzerte ein Erlebnis, aber der Tourabschluss im ausverkauften Museum in Braunschweig war hinsichtlich musikalischer Dichte und Publikumkontakt ein besonderer Abend.
Die letzte CD-Aufnahme ist einem immer besonders nahe. Ich muss allerdings sagen, das die Produktion meiner ersten eigenen CD “Into the gap“ mit dem André Nendza Septett für mich sehr wichtig war, da ich seit dieser Zeit bedingungslos für Alles, was ich so hervorbringe, einstehe. Irgendwie wurde damals ein Schalter umgelegt und ich brauche keine Ausreden mehr.

Welche Schule kaufen Deine Schüler?
Ich empfehle Paul Breuers Schulen, für die Daumenlage Ludwig Streicher, für Walking Bass Bob Magnusons Schule, für das Solospiel Marc Johnson und vieles mehr.
Jede der vielen, vielen Schulen ist gut für bestimmte Anregungen, aber wichtig ist es, die ein bis zwei wirklich wichtigen Seiten darin zu finden.
Grundsätzlich neige ich aber dazu, denn Schüler selbst etwas aufzuschreiben.

Welche Eigenschaft ist für einen Bassisten am wichtigsten?
Kreativität und Geschmack.

Was für ein Instrument spielst Du (Bass, Saiten, ggfs. Tonabnehmer)?
Seit 2006 spiele ich einen neuen Bass, den „mein“ Geigenbauer Willi Balsereit gebaut hat. Saiten sind von Thomastik Spirocore weich. Das Pick-up System ist auch von Balsereit.

Hast Du Deinem Bass einen Kosenamen gegeben?
Nein. Käme mir auch nicht in den Sinn. Aber meine 6 Monate alte Tochter trägt, aufgrund ihres zahnungsbedingten Speichelflusses, im Moment schon mal gerne, frei nach „Starwars“, den Ehrennamen „Sabber-the hud“…

Links: André Nendzas Weblog, André Nendza auf MySpace

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