Kontrabass-Preise gestern und heute

In den letzten Jahrzehnten hat unser aller Lieblings-Instrument, der Kontrabass, unzweifelhaft an Popularität gewonnen. Noch nie gab es an den Musikschulen so viel Kontrabass-Unterricht wie heute. Aber noch immer ist ein Kontrabass eine vergleichsweise teure Anschaffung. Wie wirkt sich der größer gewordene Nachfrage auf die Preise aus?

Ein Blick in alte Kataloge bringt dazu interessantes zu Tage: im GEWA-Katalog aus dem Jahr 1960 kostet ein einfacher Sperrholzbass mit Hartholz-Griffbrett 494,– DM, ein gut geflammter, vollmassiver Bass mit Ebenholz-Griffbrett 980,– DM. Umgerechnet in Euro wären das rund 250,– € bzw. 500,– €. Klingt günstig – aber waren das wirklich Schnäppchen-Preise?

GEWA-1960-22-BassCello

Eher nicht: 1960 lag das Brutto-Jahreseinkommen in der BRD bei 3144,– €. 2013 lag der Wert mit 31.089,– € ungefähr beim 10-fachen. Daran gemessen bzw. hochgerechnet lag der Sperrholzbass bei rund 2.500,– €, und der Vollmassive bei 5.000,– €. Sperrholzbässe sind also seit 1960 effektiv deutlich günstiger geworden, während ein gut geflammter, vollmassiver Bass aus deutscher Fertigung heute kaum noch für 5.000,–€ zu haben ist. Allerdings liegt das auch daran, dass die heimischen Bassbauer die unteren Preissegmente den Importen aus Osteuropa und China überlassen, die eben diese Kategorie bereits ab 2.000,– € anbieten können. Der Preis eines GEWA-Meisterbasses lag 1960 bei 1.580,– DM – das wären nach heutiger Kaufkraft rund 8.000,–€. Das ist auch das, was man heute ungefähr für einen guten Meisterbass hinlegen muss.

Zum Vergleich einige Preise aus dem Jahre 1960:

  • Bild-Zeitung: 10 Pfennig
  • 1 l Benzin: 60 Pfennig
  • 250 g Butter: 1,62 DM
  • Rundfunkgebühr/GEZ: 7 DM mtl.
  • Opel Kapitän L (75 PS): 10.250 DM
  • Glas Bier im Jazzkeller Frankfurt: 1 DM

Noch schwieriger einzuschätzen und umzurechnen sind die Preise, die man in Katalogen aus den 1920er Jahren findet – zu sehr haben sich die Lebensverhältnisse und Lebenshaltungskosten seit dem verändert. Ein Katalog der Fa. Wunderlich aus Markneukirchen verzeichnet folgende Preise:

  • Kontrabaß, gewöhnlich, Birnbaum-Garnitur … 135 Goldmark
  • Kontrabaß, gewölbt, Ebenholz-Garnitur … 200 Goldmark
  • Kontrabaß, allerfeinstes Holz, tadellose Arbeit, beste Ebenholz-Garnitur … 400 bis 750 Goldmark
  • Künstler-Baßbogen … 30,– bis 100,– Goldmark
  • Tiroler Mechanik, Messing … 13,– Goldmark
  • Baß-Überzug, sackartig, bestes Segeltuch … 20,– Goldmark
  • Kolophon … –,25 bis 1,– Goldmark

Das Diese Preise beziehen sich übrigens auf 4-saiter (E-A-D-G) in 3/4-Größe. Die damals noch gleichberechtigt angebotenen 3-saiter (in Quintstimmung G-D-A) waren 5% günstiger. Zudem fällt auf, das damals nur teurere Bässe mit Ebenholz-Griffbrettern ausgestattet wurden – für die einfachen Instrumente war ein Birnbaum-Griffbrett üblicher Standard.

Wenn man Euro statt Goldmark annimmt, und noch eine Null an die Preise dranhängt, kommt man den heutigen Preisen verblüffend nahe. Das Preisgefüge hat sich in 100 Jahren nur wenig verändert, wenn man davon absieht, dass die einfachen Einsteiger-Bässe heute aus Sperrholz sind und nicht mehr vollmassiv wie damals. Ein durchschnittliches Monatsgehalt lang Ende der 1920er Jahren bei rund 90 Reichsmark – für einen einfachen Bass musste ein Durchschnittsverdiener also zwei Monate arbeiten.

Nicht nur die Preise haben sich also geändert, auch die Produkte und Ausstattungen. Während es vor 100 Jahren keine Alternative zur Darmsaite gab (E/A umsponnen, D/G blank), gibt es heute eine Vielzahl von Saitentypen und Materialien für Kern und Umspinnung. Stahlsaiten wurden erst nach dem 2. Weltkrieg populär, und waren zunächst deutlich teurer als Darmsaiten. 1960 kostete in Satz Thomastik Spirocore 63,30 DM. Also um die 30,– €, aber gemessen am durchschnittlichen Jahreseinkommen entspräche das heute 300,– €. Um die Mehrwertsteuer bereinigt sind Spirocore-Saiten heute also nur noch halb so teuer wie 1960.

Vielen Dank an Stefan Lob (www.schlaggitarren.de) für Kopien alter Kataloge.

Comment on “Kontrabass-Preise gestern und heute”

  1. Mich juckt es schon lange in den Fingern, aus einem chinesischen Billigbass in Eigenregie einen spielbaren Slapbass für Rockabilly zu zaubern. Da ich schon Opas sehr alten Massivbass wieder vollends zurechtgemacht hatte und dieser auch noch (Opas Aussage) besser klingt, als vorher – was wohl an der richtigen Positionierung des Stimmstabes liegen mag – und ich viel dabei gelernt habe, möchte ich mich an einem Budget Bass versuchen. Leider gibt es die Teile seit dem 2. Lockdown nicht mehr so günstig wie zuvor und aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen, will sich auch derzeit niemand von seinem No Name China Bass trennen, weshalb mein Geduldsfaden immer dünner wird und bereits die Dicke einer hohen E-Saite einer Gitarre erreicht hat 😉 🙂 Wenn ich aber fast schon 1000 T€uronen ausgeben muß, ist der Reiz daran für mich leider weg. Was ich bei Gitarren geschafft habe, denke ich, kann ich auch bei Bässen schaffen. Ein Fazley scheint mir persönlich da am geeignetsten zu sein, der kostet, sofern zufällig mal wieder lieferbat, noch knapp unter 600 Euro. Bin gespannt, wann und wie das klappt.

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