Mindestgage für Jazzmusiker?!

Die seit einigen Jahren sehr engagierte UDJ (Union Deutscher Jazzmusiker) startet zur Jazzmesse jazzahead, die kommendes Wochenende in Bremen stattfindet, die Aktion “Willenserklärung”, mit der die UDJ die Debatte über die wirtschaftlichen Bedingungen für Jazzmusiker befeuern will.

Unterstützt von bereits mehr als 50 Veranstalterinnen und Veranstaltern präsentieren wir als Union Deutscher Jazzmusiker am Samstag auf der jazzahead! eine gemeinsame Willenserklärung. Darin werden Mindeststandards für die Förderung von Spielstätten und die Bezahlung von Musikerinnen und Musikern festgelegt. Demnach soll eine Einstiegsgage von 250,- Euro pro Musiker gelten, wenn die Spielstätte gleichzeitig zu mindestens 1/3 öffentlich gefördert ist. Unter anderem werden im Text ebenfalls Standards in Bezug auf Festivals oder Rundfunkmitschnitte festgelegt. Die Willenserklärung findet Ihr unter: www.u-d-j.de/willenserklaerung-vorschau

Warum haben wir uns für diesen Umgang mit dem Thema Mindestgage entschieden?
Auch wenn wir in erster Linie eine Vertretung für Musikerinnen und Musiker sind, so ist doch klar, dass eine Forderung, die sich zuerst an Veranstalter richten würde, im Jazz keine gute Idee sein kann. Wir alle wissen, auf welch niedrigem finanziellen Niveau Jazzclubs agieren müssen. Als UDJ von Veranstaltern direkt eine Mindestgage zu fordern, würde wirkungslos verpuffen, und wäre kaum mehr als eine kurzfristige Selbstbestätigung unter Musikern. Gleichzeitig würde es einen Graben zwischen den wichtigsten Akteuren des Jazz ziehen, den wir eigentlich überwinden müssen, denn wir sitzen alle gemeinsam in dem großen Boot des Jazz mit – finanziell gesehen – viel zu kleinen Segeln.
Daher treten wir als Musiker mit den Veranstaltern mit dieser Willenserklärung gemeinsam für bessere Standards im Jazz ein.

Adressat muss die Kulturpolitik sein, die dem Jazz seit einigen Jahren endlich immer mehr die künstlerische und kulturpolitische Anerkennung zukommen lässt, die er verdient. Das muss sich in Zukunft jedoch noch stärker in den finanziellen Standards für Musiker und Spielstätten in den unterschiedlichsten Förderzusammenhängen wiederfinden. Nur dann kommt endlich auch genug bei den Musikern an, die mit ihrer Kunst das kulturelle Leben bereichern, ohne sich der Finanzierbarkeit bzw. Rentabilität unterzuordnen.

Ohne die 85 Prozent, mit denen Opern und Theater in Deutschland gefördert werden, gäbe es heute weder angemessenen Konditionen für die dort beschäftigten Künstler, noch eine so aktive Theater- und Opernlandschaft. Der Vergleich mag für manche unpassend und für andere unerreichbar scheinen – wenn wir aber nicht gemeinsam selbstbewusst auftreten und eine gemeinsame Vision kulturpolitisch vertreten, dann müssen wir den Status Quo akzeptieren und hinnehmen, dass sich im Jazz dauerhafte, ambitionierte künstlerische Arbeit nur durch Selbstausbeutung seiner Protagonisten realisieren lässt.

Wir als UDJ tun das Gegenteil: Als Musiker und Veranstalter setzen wir mit dieser Willenserklärung ein starkes kulturpolitisches Signal, das für ein neues Selbstbewusstsein und eine neue Solidarität innerhalb der Jazzszene in Deutschland steht! Die darin formulierten Punkte setzen einen Standard, den wir gemeinsam gegenüber Politik und Förderinstitutionen vertreten müssen.

Helft mit, die Willenserklärung in der ganzen Szene zu verbreiten, um dieses starke Signal möglichst weit sichtbar zu machen. Verweist bei Förderinstitutionen und politischen Diskussionen auf diese Standards und lasst uns gemeinsam dafür eintreten. Unter www.u-d-j.de/willenserklaerung könnt ihr den genauen Text einsehen bzw. mitunterzeichnen, wenn Ihr selbst Veranstalter seid.

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